Freitag, 12. November 2010

American Way Of Life

 Bin ich unlängst im Netz rein zufällig über eine wahre Perle in der internationalen Magazinlandschaft gestolpert: die Jubiläumsausgabe (35 Jahre) des "American Handgunner". Es geht, man kann drauf kommen, um das, was bei uns so schön "Faustfeuerwaffen" heißt: Pistolen und Revolver. Und als ich die 108 Seiten des (selbstverständlich schwerst illegal heruntergeladenen) PDFs so durchblätterte, lief mir ein ums andere Mal ein kalter Schauer den Rücken herunter.

Dazu muss ich vorausschicken: Ich bin sicher kein militanter Waffengegner (mein Vater ist Jäger, und das finde ich völlig okay so) uns noch viel weniger habe ich ein Problem mit Amerika und Amerikanern an sich. Was man in diesem Machwerk allerdings so zugemutet bekommt, das ist schon starker Tobak. Beispielsweise hat mich ein Leserbrief sehr fasziniert, den ich hier mal in Auszügen zitieren möchte:
... I manage a grocery store in .... In our store we sell about 500 different magazines. Today I had a customer complain that 10 gun magazines on the rack was just disgusting. She said we were a barbaric country, and asked if I knew what the rest of the world thought of us. I told her I really didn’t care what a bunch of communist nations thought of us. However I did agree it was disgusting we had only 10 gun magazines on the rack and I would see what I could do to get a broader cross-section...
Okay. Wer ein Problem damit hat, dass da zehn Waffenmagazine im Regal stehen, der gehört also zu einer "Bande von Kommunisten-Ländern". Ich bin mir nicht sicher, was ich tragischer finde: Die Denke des Verfassers dieser Zeilen oder den Umstand, dass sich dieses Magazin nicht zu blöd dafür ist, diesem Vollidioten auch noch ein Forum zu bieten.

Außerdem widerstehe ich mit Mühe der Versuchung, hier ein paar Bilder von Blondinen mit reichlich Oberweite zu zeigen, die freudestrahlend Großkalibriges in die Kamera halten und verkniffen so gucken, als ob sie sich ganz dringend mit einer 45er selbst verteidigen müssten. Fürs mitteleuropäische Auge ist das, vorsichtig formuliert, pathologisch.
Selbstverständlich kann man im Online-Shop dieses wunderbaren Machwerks auch eine Mitgliedschaft in der "National Rifle Association", kurz NRA erwerben (für, wenn ich mich recht erinnere, 25$ im Jahr). Ja, genau, der Verein, der vor einiger Zeit Barack Obamas Vorhaben, den Waffenbesitz in den USA wenigstens ein bisschen zu reglementieren, souverän vom Tisch gewischt hat.

Und was lerne ich daraus? Manchmal treibe ich mich eindeutig auf den falschen Internetseiten herum.

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